Paul

Paul

Paul ist sieben Jahre alt und genießt sein Leben in vollen Zügen. In „die Wiege“ wurde ihm das nicht gelegt. Irgendwann im August  kam er per Kaiserschnitt zur Welt: 660 Gramm, ein paar Tage später 590 Gramm. Rückblickend begann eine Erfolgsgeschichte: Kaum künstliche Beatmung, wenig Operationen, dennoch war es eine sehr schwere Zeit. Das Ärzte-Schwestern Team in Wels war im Übrigen fantastisch. Ich kann euch gern mehr darüber berichten, möchte aber nun  als Mutter eines „älteren“ Frühchens weitere Hindernisse beschreiben, die auftreten können.  Bisher hatten Frühchen in (Ober-)Österreich keine Lobby. Vielleicht könnte diese Vereinsgründung ja ein Anstoß dafür sein, eine gewisse Sensibilisierung bei Verantwortlichen zu erzeugen. 

Paul entwickelte sich zu unserem allergrößten Glück ausgezeichnet. Dabei brauchte er Unterstützung (Physiotherapie, Ergotherapie). Dass er motorisch nicht mit gleichaltrigen Kindern mithalten konnte (und kann), sorgt uns nur insofern, weil es einfach für ihn selbst schwierig ist. Fangen Spielen mit Gleichaltrigen geht zum Beispiel gar nicht, da ist er hoffnungslos unterlegen. Paul, das so geliebte Kind, hält das auch aus. 

Und dann die Einschulung: Geburtsdatum war ja August, eigentlich hätte er Ende Oktober zur Welt kommen sollen.  Wir Eltern stellten uns das (zu) einfach vor. Wir dachten, das Argument, er hatte am Stichtag noch kein ganzes Kilo gewogen, wäre überzeugend genug, für die Schulbehörden, ihn einfach ein Jahr später mit der Schule beginnen zu lassen. Leider war das nicht so. Sogar das Recht, einen dementsprechenden Antrag zu stellen, wurde (gesetzlich inkorrekt) verweigert oder belächelt. Ausnahme: Wels, die uns den Kindergartenplatz garantierten. Wir wollten etwas durchsetzten für Frühgeborene (nicht alle haben Juristen als Freunde), dennoch sind wir im Grunde gescheitert. Gescheitert sind wir nicht bei Paul, wir haben ihn, da der Kindergartenplatz ja gesichert war, einfach für „häuslichen Unterricht“ angemeldet.

Seit September geht er zur Schule, zum Zeitpunkt, der für ihn passt. Und alles ist wunderbar. Aber auch, weil seine Lehrer verstehen, dass er etwa graphomorisch einfach nicht „gleichgeschaltet“ werden kann.  Verstehen das alle Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land?  Ich denke nicht, weil sie es nicht wissen können.  Die Probleme Frühgeborener kommen in Lehrplänen nicht vor.

Deshalb sollten wir zusammenhalten. Danke für diese Vereinsgründung!